EMS Training Erfahrungsbericht

EMS Training Erfahrung: Wie effektiv ist es wirklich?

Stell dir vor, du könntest deine Fitnessziele in nur 20 Minuten pro Woche erreichen. Kein stundenlanges Schwitzen im Fitnessstudio, sondern ein intensives Work-out, das deine Muskeln gezielt aufbaut und Fett reduziert. Klingt verlockend, oder? 

Genau das verspricht EMS-Training. Doch was steckt wirklich dahinter? In diesem Beitrag teile ich meine EMS-Training-Erfahrung mit dir und zeige, ob sich der Trend tatsächlich lohnt.

Was ist EMS Training?

EMS-Training (Elektronische Muskelstimulation) ist ein Fitnesstraining, bei dem elektrische Impulse die Muskeln stimulieren. Diese Impulse verstärken die Muskelkontraktionen, was das Training intensiver und effizienter machen soll.

Während eines Work-outs trägst du eine spezielle Weste mit Elektroden, die die Impulse direkt an deine Muskeln leiten. 

Dabei führst du isometrische Übungen durch, bei denen du bestimmte Muskelgruppen statisch anspannst. Die elektrischen Impulse ahmen die natürlichen elektrischen Signale deines Körpers nach. Deine Muskeln kontrahieren intensiver und wachsen somit als beim herkömmlichen Training. 

Zwei Personen machen Ausfallschritte in einem EMS-Training, beide tragen Ganzkörperanzüge und sind an Geräte angeschlossen.

Da eine EMS-Trainingseinheit sehr intensiv ist, dauert das Training nur 20–30 Minuten.

Ursprünglich wurde EMS in der Schmerz- und Physiotherapie eingesetzt. In den vergangenen Jahren hat jedoch das starke Wachstum an reinen EMS-Studios gezeigt, dass immer mehr Menschen diese Trainingsform für ihre persönliche Fitness nutzen (Deloitte Fitnessstudie)

Was verspricht EMS-Traning? – Das sagt die Studienlage zum Training mit Strom

Das Training mit Stromimpulsen klingt zunächst ungewöhnlich, aber die Versprechen sind beeindruckend: Effektiver Muskelaufbau, schnelle Fettreduktion, gesteigerte Ausdauer und eine höhere Maximalkraft. 

Doch was sagt die Wissenschaft dazu?

Studien, unter anderem von der Sporthochschule Köln, zeigen, dass EMS-Training ähnlich effektiv ist wie herkömmliches hochintensives Krafttraining, das mehrmals pro Woche durchgeführt wird:

  • Prof. Dr. Wolfgang Kemmler von der Universität Erlangen-Nürnberg erklärt, dass EMS-Training – richtig angewendet – ähnlich effektiv wie intensives Krafttraining ist, jedoch mit weniger Zeitaufwand.
  • In einer EMS-Studie aus 2017 berichteten 88,7 % der Probanden nach 12 Wochen Training über eine deutliche Verbesserung ihrer Rückenschmerzen. Es konnte zudem ein deutlicher Anstieg an Muskelmasse und Maximalkraft festgestellt werden.

Klingt zunächst ganz vielversprechend. EMS-Training scheint – solange es unter fachkundiger Aufsicht erfolgt – durchaus effektiv zu sein.

Persönliche Erfahrungen mit EMS Training – Work-out für Faule?

Also auf ins nächste EMS-Studio. Die Auswahl ist mittlerweile groß. Die Kosten für ein Probetraining variieren aber. Während einige Studios eine kostenlose Probestunde anbieten, verlangen andere 19 € für eine Stunde inkl. Eingangsberatung und Kurzanamnese. 

In meinem Fall war die Probestunde kostenfrei. Im Nachhinein hätte ich es allerdings auch völlig in Ordnung gefunden, einen Obolus zu entrichten. Nach meiner Stunde wurde seitens des Studios nämlich ein gewisser Druck aufgebaut, nach Gespräch und Probetraining nun auch einen Vertrag zu unterschreiben. Aber hierzu später mehr.

 Vor dem EMS-Training

Früher (also bevor ich Kinder hatte) hatte ich richtig viel Zeit für Sport. Yoga-Kurs, Fitnessstudio und Lauftreff und nebenbei noch arbeiten – alles kein Problem. 

Mittlerweile hat sich mein Leben um 180 Grad gedreht (Bucket List adé: So ist das Leben mit Kind). Nach der Arbeit steht Zeit mit dem Nachwuchs an. Kommen außerplanmäßige Termine oder Kindkrank dazu, kann ich mich glücklich schätzen, wenn ich eine Sporteinheit pro Woche schaffe.

Wäre es da nicht perfekt, wenn ich diese eine Einheit so effektiv wie möglich gestalte? Die 20 Minuten pro Woche, die EMS-Training verspricht, klingen da schon verlockend. Ein Schnuppertraining kann ja nicht schaden.

Gesagt, getan. Der Termin war gebucht. Bereits kurz nach der Buchung erhielt ich einen Anruf, was ich den für Ziele mit dem Training verfolgen würde und ob ich wisse, was EMS-Training ist. Diesen Anruf fand ich im Nachhinein etwas komisch, schließlich sollte die Anamnese ja beim Termin stattfinden, aber okay. Das Probetraining sollte ja kostenlos sein und vermutlich diente das Telefonat dazu, zu schauen, ob ich kaufbereites Interesse habe.

Der erste Eindruck vom Studio

Am Tag des Termin machte ich mich rechtzeitig auf den Weg. Der erste Eindruck war zwiegespalten. Das Studio bestand aus einem einzigen kleinen Raum. Noch bevor ich also hereinkam, konnte ich die beiden Frauen, die gerade trainierten vom Schaufenster aus beobachten. 

Für mich etwas zu sehr auf dem Präsentierteller. Zumal jeder, der hereinkommt, erst mal an den Trainierenden vorbeimuss. Auch während meines Gespräches hatte ich die beiden immer im Blick. Vielleicht wäre es mir irgendwann egal gewesen, aber so für den Anfang hätte ich mir doch etwas mehr Privatsphäre gewünscht.

Anamnese und Trainingsziele

Aber zurück zum Probetraining. Wie erwartet bestand meine erste Aufgabe darin, einen Fragebogen zu meiner Gesundheit, meinem Traning und meinen Zielen auszufüllen. Im Anschluss wurden mir noch einmal die Vorzüge des EMS-Trainings gegenüber dem Fitnessstudio aufgezählt (persönliche Betreuung, Zeitersparnis, Effektivität). Ich wurde abermals gefragt, ob denn dann auch wirklich einen Vertrag abschließen möchte. 

An dieser Stelle hatte ich schon eine leichte Abneigung verspürt. Ich kann verstehen, dass jedes Schnuppertraining, zumal es kostenlos angeboten wird, Zeit kostet. Auf der anderen Seite war ich aber auch hier, um zu schauen, ob EMS etwas für mich ist. 

Anscheinend war meine Aussage überzeugend genug. Es konnte losgehen und ich war gespannt, wie sich die kleinen Stromstöße anfühlen werden.

EMS-Trainingswäsche und Elektroden-Weste

Ich bekam schwarze Trainingsklamotten, die ich auch bei jedem künftigen Training gestellt bekommen würde. Bevor ich die Weste mit den Elektroden an bekam, wurde noch meine Kleidung nass gemacht. Dies sorgt dafür, dass der Strom besser leitet und die elektrischen Impulse besser verteilt werden. Leider mag ich nasse Klamotten überhaupt nicht und ich begann zu frieren.

Person strafft die Gurte eines EMS-Anzugs während einer Trainingseinheit.

Ehe ich mir allzu viele Gedanken über die Kälte machen konnte, ging es aber auch schon los. 

Während des elektrischen Trainings – So fühlt sich Training unter Strom an

Das Training bestand aus wechselnden Phasen: Strom- und Entspannungsphasen. Während der Stromphase musste ich eine bestimmte Haltung (z. B. Kniebeugen) einnehmen oder eine Bewegung ausführen.

Tut der Strom weh?

Zuerst spürte ich ein leichtes Kribbeln, was gar nicht mal so schlecht war. „Okay, das lässt sich aushalten“, dachte ich noch. Doch der Trainer drehte den Strom immer weiter hoch. Als es schmerzhaft wurde, meldete ich mich sofort. Besonders an den Oberarmen war es manchmal zu stark. Der Trainer reagierte aber zum Glück immer sofort und fragte auch von selbst, ob die Stärke noch aushaltbar ist.

Ist das EMS-Training anstrengend?

Die 20 Minuten gingen auch rasend schnell vorbei. Da ich nicht mehr fror, hatte mein Körper anscheinend auch was geleistet. Nur leider fühlte es sich ganz und gar nicht so an.  

Für mich ist Sport nicht nur ein Muss, sondern auch eine Auszeit und ein Booster für mein Wohlbefinden. Dieses leicht euphorische Gefühl, dass ich nach einem Yoga-Kurs, Zumba oder intensivem Krafttraining verspüre, blieb aus. Ich wusste, ich hatte intensiv trainiert. Spaß hatte es allerdings nicht gemacht.

So verließ ich das EMS-Studio mit gemischten Gefühlen.

Trainerin passt die Gurte eines EMS-Anzugs an der Taille eines Kunden an.

Nach dem EMS-Training

Nach der kurzen ein Trainingseinheit hatte ich erst mal ein dringendes Bedürfnis: raus aus den nassen, engen Klamotten. Im Studio hatte ich noch die Gelegenheit zu duschen. Ich spürte noch etwas meine Oberarme. Ansonsten fühlte ich mich aber weder ausgepowert noch k.o.

Schnelle Entscheidung gefordert

Kaum war ich fertig wurde, sollte ich zum Schalter kommen. Man wolle mir den Vertrag ausdrucken und wolle wissen, ob ich ein monatliches, jährliches oder zweijährliches Abo wollen würde.

Moment mal. Das ging mir dann doch etwas zu schnell. Die Preise für EMS-Training sind nämlich eine Hausnummer für sich. Der teuerste, monatliche kündbare, Tarif würde mich nämlich so viel kosten, wie eine halbes Jahr im Fitnessstudio. Selbst der 2-Jahres-Tarif ist immer noch dreistellig.

Für mich viel zu teuer, zumal ich 5 Minuten nach diesem einen Training nicht wirklich beurteilen konnte, ob ich mich für 2 Jahre binden möchte. In den 2 Jahren kann viel passieren. Stichwort Familienplanung. Perfekt wäre für mich so was wie eine 10-er Karte zum Kennenlernen gewesen, um nach 10 Wochen ein Fazit zu ziehen.

Die Antwort der Trainers: „Ist dir Gesundheit das nicht wert?“. Es folgten weitere Aussagen, die in die Richtung gingen, dass EMS das einzig Wahre wäre und meine Gesundheit zugrunde gehen würde, wenn ich jetzt nicht unterschreibe. 

Ich schaffte es dann doch, ohne Vertrag das Studio zu verlassen, wurde aber noch ein paar Tage per WhatsApp bearbeitet. Ich frage mich, bei wem solche Vertriebstechniken Erfolg haben. Bei mir jedenfalls nicht. Was schade ist, denn ganz abgeneigt war ich auch nicht.

Entscheidung gegen EMS

Letztlich entschied ich mich aber gegen einen Vertrag und das nicht nur wegen des Vertriebsterrors. Die Kosten sind mir einfach zu hoch, selbst bei den mehrjährigen Vertragslaufzeiten. Außerdem hat mir etwas Entscheidendes gefehlt: Der Spaß am Sport und das wunderbare Gefühl danach, sich ausgepowert zu haben. Zudem ist das Studio in einem anderen Stadtteil. Mit Hin- und Rückweg wäre ich bei 1,5 Stunden und somit in etwa bei der Zeit, die ich auch im Gym bin. Also nicht wirklich eine Zeitersparnis.

Zu den Langzeitwirkungen kann ich nach der einem Training selbstverständlich keine Aussage treffen. Muskelkater hatte ich keinen. Allerdings war ich am Tag danach auch in der Kältekammer, was die Regeneration beschleunigt haben könnte.

Was kostet EMS-Training?

Terra Sports (pro Woche)BodystreetKörperformenFitbox25 Minutes
2 Monate39,90 €je nach Studio und Tarif 29,90 € pro Einheitje nach Tarif zwischen 24,90 € und 49,90 € keine AngabeGünstigster Wochentarif 20,90 €
Jahresabo29,90 €
Zweijahresabo24,90 €

(Stand: Preise Stand September 2024; Quelle: EMS Studio Studie 2018, Webseiten der Anbieter)

Vorteile und Anwendungsbereiche des EMS Trainings

EMS-Training bietet zahlreiche Vorteile, die es zu einer effektiven und zeitsparenden Trainingsmethode machen, besonders wenn du wenig Zeit oder spezifischer Trainingsziele hast.

  • Zeitersparnis: Ein EMS-Training dauert nur 20–30 Minuten.
  • Effektivität: Durch die gleichzeitige Stimulation tiefer und oberflächlicher Muskeln wird ein schneller Muskelaufbau gefördert.
  • Nachbrenneffekt: Nach dem Training bleiben die Muskeln aktiv, was den Kalorienverbrauch weiter erhöht.
  • Gelenkschonend: Ideal für Menschen mit Gelenkproblemen, da keine schweren Gewichte nötig sind.
  • Rehabilitation und Schmerzlinderung: Besonders bei Rückenschmerzen und muskulären Problemen hilft EMS effektiv.
  • Individualisierbar: Das Training kann gezielt auf bestimmte Muskelgruppen angepasst werden, beispielsweise zur *Rückbildung nach der Schwangerschaft*.


Mehr zum Thema in diesem Video von Quarks und Co.

Herausforderungen und mögliche Nebenwirkungen: Ist EMS-Training gefährlich?

Trotz der vielen Vorteile des EMS-Trainings gibt es auch Herausforderungen und potenzielle Risiken, die du beachten solltest.

  • Hohe Kosten: EMS-Training ist deutlich teurer als der Mitgliedsbeitrag im Fitnessstudio. Im Gegenzug hast du aber auch einen Personal Trainer.
  • Überlastungsgefahr: Unsachgemäße oder übermäßige Anwendung kann zu einer extremen Erhöhung der Creatin-Kinase-Werte führen, was in seltenen Fällen Nierenschäden verursachen kann. Unter professioneller Betreuung soll EMS-Training allerdings nicht mit großen Risiken verbunden sein (Link).
  • Professionelle Betreuung erforderlich: Um Verletzungen und Überlastungen zu vermeiden, ist eine professionelle Betreuung essenziell. Mal eben zu Hause oder im Urlaub eine Trainingseinheit einlegen ist daher nicht möglich.
  • Risikogruppen: Bestimmte Personengruppen sollten EMS-Training meiden, darunter Menschen mit Herzschrittmachern, Epilepsie oder schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schwangere. Vor dem Start ist eine ärztliche Abklärung ratsam.
  • Verfügbarkeit: EMS-Studios sind nicht flächendeckend verfügbar. Das Training an sich ist zwar kurz, wenn du dafür aber eine längere Anfahrt in Kauf nehmen musst, schwindet der Zeitvorteil.

Fazit: EMS-Training ist teuer, für Sportmuffel aber eine gute Alternative

Nach meiner Erfahrung ist EMS-Training für mich keine langfristige Lösung. Die Kosten sind schlichtweg zu hoch, und was mir besonders gefehlt hat, ist das echte Sporterlebnis. Der Spaß und das Gefühl der Erschöpfung, das ich nach einem intensiven Kraft- oder Ausdauertraining spüre, bleibt bei EMS aus. Für mich gehört das aber zu einem guten Training dazu.

Wer wenig Zeit hat und dennoch effektiv trainieren will, für den könnte EMS eine sinnvolle Alternative sein. Besonders die zeitsparenden und intensiven Einheiten, gepaart mit individueller Betreuung, sind für Menschen mit engem Zeitplan attraktiv. Allerdings solltest du auf dem Schirm haben, dass EMS-Training allein nicht ausreicht, um etwa nachhaltig abzunehmen – ohne zusätzliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung wird das schwer.

Elektrische Muskelstimulation (EMS) FAQ: Alles, was du über das Work-out mit Strom wissen musst

Denise Ni

Bucket Listerin, Online-Marketing-Enthusiastin und Neu-Mama

Seit 2017 ist Denise begeisterte Bucketlisterin. Auf ihrem Blog berichtet sie in über 130 Beiträgen von ihren eigenen Erlebnissen. Überdies unterstützt sie ihre Leserschaft dabei, eine eigene Bucket List zu erstellen, Bucket List Ideen zu finden und die eigenen Ziele zu erreichen.

Ihre Begeisterung für das Thema spiegelt sich auch in ihren drei Büchern wider, die sie zusammen mit dem Remote Verlag veröffentlichte. Als Bucket List-Expertin war sie bereits zu Gast im SWR 2 Radio und weiteren Print- und Onlinemedien (Über Mich).

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