Erfahrungsbericht Kältekammer

Kältekammer – Frostschock oder Wellness? [Mein Erfahrungsbericht]

Die durchschnittliche Temperatur im zentral-antarktischen Winter beträgt –70 Grad. Die Temperatur in einer Kältekammer beträgt –85 Grad (hin zu –110 Grad). Wie um alles in der Welt soll ein Mensch diese extremen Temperaturen aushalten – und sei es nur für 3 Minuten? Ich habe es getestet.

Spoiler: Es geht sogar ganz gut. Es war kalt, sogar lausig kalt, aber ich hätte eher auf –10 als auf –85 Grad getippt. Ich hätte sogar locker noch eine Minute dran hängen können. Das Gefühl danach: einfach wow, ein Endorphinrausch, der seinesgleichen sucht. Wie auf Wolke Sieben, einen Mai Tai intus haben und endlich die letzte Klausur bestanden zu haben – grandios. 

Du merkst, ich bin zu einem großen Kältekammer-Fan mutiert. Wie es mir bei der sogenannten Kryotherapie erging, berichte ich dir ausführlich in diesem Beitrag.

Was ist eine Kältekammer?

Eine Kältekammer ist ein Raum, in dem es extrem kalt ist – die Temperatur liegt meist zwischen –70 und –110 Grad Celsius (vereinzelt werden bis zu –160 (!) Grad erreicht). Du bleibst dort – in Unterwäsche oder Bikini/Badehose bekleidet – wenige Minuten. Empfindliche Körperstellen wie Ohren, Hände und Füße werden bedeckt. Eine Gesichtsmaske macht das Atmen angenehmer und soll die Lunge schützen.

Die kurze Verweildauer in der extremen Kälte sorgt dafür, dass die Hautoberfläche empfindlich abkühlt. Die Kerntemperatur des Körpers hingegen bleibt erhalten. Die extreme Kälte verursacht nicht nur einen Endorphinrausch, sondern soll auch einige gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Allen voran sollen sie die Durchblutung fördern und das Immunsystem stärken.

Ob das wirklich so stimmt, ist sich die Forschung allerdings nicht ganz einige. Hierzu später mehr.

Unterschied zur Kryosauna

Im Gegensatz zur Kältekammer, die den ganzen Körper einschließen, konzentriert sich die Kryosauna auf die Behandlung des Körpers. Der Kopf bleibt außerhalb und ist somit der Kälte nicht ausgesetzt.

Unterschied zu Kryotherapie

Kryotherapie bezeichnet allgemein die Anwendung von extremer Kälte zur Behandlung verschiedener Beschwerden, wobei sie sowohl lokal als auch am ganzen Körper angewendet werden kann. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich Kryosaunen und Kältekammern hauptsächlich auf Ganzkörperanwendungen. Die Kryotherapie behandelt gezielt auch kleinere Körperbereiche.

Ablauf: Persönliche Kältekammer Erfahrungsberichte

Es gibt diese Phasen, in denen einfach nichts rundzulaufen schien. Viele Sorgen und Dinge, die mich beschäftigen. Als sich in solch einer Phase Mann und Kind in den Indoor-Spielplatz war verabschiedeten, war mir klar: Heute mache ich nicht die Buchhaltung. Ein Bucket List-Erlebnis (→ meine Bucket List) muss her, und zwar eins der besonderen Art. Ich wollte Aufregung spüren, Nervenkitzel erleben und dieses unglaublich beschwingte Gefühl haben, sich getraut zu haben. 

Die Kältekammer war ein solches Erlebnis für mich. Vor dieser extremen Kälte hatte ich einen riesigen Respekt. Um nicht doch einen Rückzieher zu machen, meldete ich mich einfach aus dem Impuls heraus an.

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Jetzt gab es kein zurück mehr. Der Probetermin ist gebucht.

Und zwei Tage später war es dann auch so weit. Die Aufregung wuchs von Minute zu Minute. Draußen waren es ca. 5 Grad. Ich fror. Wie würde es wohl sein, wenn es in der Kältekammer um ein Vielfaches kälter ist? Gleich würde ich es erfahren.

Ich war einige Minuten früher da. Da aber kein weiterer Gast da war, konnte es sofort losgehen – oh Schreck. Aber vielleicht auch besser. Der junge Angestellte erklärte mir das Vorgehen.

Zunächst kleidete ich mich in einer Umkleide bis auf die Unterwäsche aus. Legte meinen Schmuck ab und zog einen bereitgestellten Bademantel und Badelatschen an. Mein Outfit rundete ich noch mit ein paar mitgebrachten Kuschelsocken und einer Wollmütze ab.

Anschließend bekam ich noch Handschuhe und einen Mundschutz. Letzterer sollte die Luft erwärmen und so das Atmen erleichtern. Nun gut. Dann bekam ich Kopfhörer aufgesetzt und durfte einen Musikwunsch äußern. Vor Aufregung fiel mir nichts ein. So wurde es ABBA. Vorher erhielt ich noch die Info, dass in den vergangenen drei Jahren lediglich drei Leute abgebrochen hatten. Dies war zwar nett gemeint, baute aber eher Druck auf.

Dann ging es los. Bevor die eigentliche Kältekammer dran war, ging es für eine Minute in eine Vorkammer mit gemütlichen –28 Grad. Hier sollte ich auch meinen Bademantel ablegen. Schon diese –28 Grad fühlten sich lausig kalt an – aber irgendwie auch nicht. Es war zwar kalt, aber hätte ich schätzen müssen, hätte ich wohl auf Temperaturen um den Gefrierpunkt geschätzt.

Dieses Missempfinden der tatsächlichen Temperatur hängt mit der geringen Luftfeuchtigkeit zusammen. Zudem soll der Körper bei solch extremen Temperaturen gar nicht mehr so genau differenzieren können: kalt ist einfach kalt.

Und so war es dann auch, als mir der Mitarbeiter nach einer Minute ein Zeichen gab, dass ich jetzt in die richtige Kammer gehen kann. Ich spürte noch mal einmal einen deutlichen Kälteschwall. Aber das war es dann auch. Ein krasser Schock war der Temperaturunterschied nicht.

Jetzt stand ich in einer Kammer mit sagenhaften –86 Grad und starrte draußen auf den Countdown. Im ersten Moment war ich angesichts dieser Tatsache geschockt. Jetzt begann ich auch zu zittern. Es war kalt, aber nicht unerträglich kalt. Durch die Maske atmete ich auch weiterhin warme Luft ein. Ich versuchte nicht auf die Uhr zu starren, sondern lauschte den Klängen von „Fernando“. Als ich wieder zur Uhr blickte, waren es nur noch 20 Sekunden. Fast vorbei.

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Bei –86 Grad in der Kältekammer. Leider ist mein Kopf genau auf der Höhe der Schrift.

5,4,3,2,1 … und wieder raus bzw. in die Vorkammer, in Windeseile den Bademantel anziehen, der sich schon etwas steif anfühlte, und dann raus. Ich hatte es geschafft.

Merkwürdigerweise fror ich gar nicht mehr, als ich aus der Vorkammer kam. Als ob die vergangenen 4 Minuten gar nicht gewesen sind. Was ich aber bereits deutlich spürte, war eine enorme Energie. Ich fühlte mich beschwingt, weil ich mich getraut hatte. Aber da war noch mehr. Ich fühlte mich High, euphorisch und gleichzeitig komplett ruhig. Mein erster Gedanke: Das mache ich noch mal!

Auch den Rest des Tages hielt diese unglaublich gute Stimmung an. Ich vor der Behandlung keine Beschwerden wie Migräne, Allergien oder Entzündungen, bei denen ich jetzt von einer Verbesserung berichten könnte. Ich bemerkte lediglich, dass ich auf einmal richtigen Heißhunger hatte. Da der Anbieter in der Broschüre versprach, dass man „bis zu 800 kcal in 4 Minuten“ verbrennt, gönnte ich mir ohne schlechtes Gewissen ein Schweineohr beim Bäcker. Am nächsten Tages war wieder alles beim Alten. Das High war weg.

Wirkung: Wofür ist die Kältekammer gut?

Liest man sich die Vorteile der Kältekammer auf den Webseiten der Anbieter durch, klingt es zu schön, um wahr zu sein:

  • Schmerzlinderung: Kann Muskel- und Gelenkschmerzen lindern, hilfreich bei chronischen Schmerzzuständen und nach Sportverletzungen.
  • Entzündungshemmung: Kann Entzündungen im Körper reduzieren, nützlich für Personen mit entzündlichen Erkrankungen.
  • Schnellere Erholung: Unterstützt die Erholung nach sportlichen Aktivitäten, reduziert Muskelkater und verbessert den Heilungsprozess.
  • Verbesserung der Durchblutung: Fördert die Blutzirkulation, was zu besserer Sauerstoffversorgung der Gewebe führen kann.
  • Stärkung des Immunsystems: Mögliche positive Effekte auf das Immunsystem, kann die Abwehrkräfte stärken.
  • Haut: Kann zur Verbesserung des Hautbildes beitragen, z. B. bei Akne, Schuppenflechte oder Neurodermitis.
  • Steigerung des Wohlbefindens: Viele berichten von einem gesteigerten Gefühl des Wohlbefindens und erhöhter Energie.
  • Abnehmen: Ein Besuch in der Kältekammer kurbelt die Fettverbrennung an und soll bis zu 800 kcal verbrennen.

Mögliche Nebenwirkungen einer Kältekammer

Zu den möglichen Nebenwirkungen einer Kältekammerbehandlung zählen:

  • Kurzzeitige Hautreaktionen: Kribbeln oder Rötung der Haut unmittelbar nach der Behandlung.
  • Kreislaufprobleme: Die Kälte kann bei Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu Problemen führen.
  • Atembeschwerden: Personen mit Atemwegserkrankungen könnten Schwierigkeiten durch die kalte Luft erfahren.
  • Allgemeines Unwohlsein: Schwächegefühl oder Schwindel nach der Behandlung.

Zu Erfrierungen soll es aber nicht kommen, da die sehr trockene Luft und die kurze Behandlungsdauer dafür sorgen, dass die Kälte nicht als extrem empfunden wird.

Kritik: Kälteschock und Hype, ohne nachweisliche Wirkung?

Die Studienlage zur Wirksamkeit von Kältekammern ist gemischt und umstritten. Einige Studien zeigen positive Effekte auf Schmerzlinderung und Erholung nach sportlichen Aktivitäten. Außerdem können positive Auswirkungen auf die Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden nachgewiesen werden (Rymaszewska et al., 2000).

Andere Forschungen stellen die Wirksamkeit infrage und deuten darauf hin, dass es möglicherweise keinen signifikanten Nutzen über den Placebo-Effekt hinaus gibt. Kritiker betonen, dass viele Studien kleine Probandenzahlen haben und weitere, umfassendere Forschungen nötig sind, um die Wirkung eindeutig zu belegen. Stand jetzt ist also unklar, ob die beobachteten Effekte tatsächlich durch die Kälteexposition verursacht werden oder ob andere Faktoren eine Rolle spielen.

Die Webseite medizin-transparent.at schreibt, dass es zwar etliche Studien zu Kältekammer-Anwendungen gibt, diese aber grobe Mängel aufweisen würden und wenig aussagekräftig seien. Zudem verweist sie auf Studien zu Nebenwirkungen wie starkem Zittern, Kopfschmerzen und Unwohlsein.

Die oberste amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat aufgrund der aktuellen Studienlage auch eine Warnung vor unbewiesenen Heilversprechen ausgesprochen.

Kältekammer oder Eisbaden – Was ist besser?

Der Hauptunterschied zwischen Eisbaden und der Kältekammer liegt im Kältemedium: Wasser im Eisbaden und Luft in der Kältekammer. Wasser entzieht dem Bindegewebe mehr Energie, während die kalte Luft in der Kältekammer rasch Energie von der Haut entzieht, ohne das Bindegewebe und die Muskulatur wesentlich abzukühlen. 

Ein weiterer Vorteil der Kältekammer ist, dass der Kopf, als großer Heizkörper des Körpers, ebenfalls der Kälte ausgesetzt wird. Außerdem kannst du sie wetterunabhängig nutzen kannst und der Zeitaufwand überschaubar ist. Du bist gerade einmal 4 Minuten in der Kammer und da du weder nass bist noch hemmungslos zitterst, geht das Umziehen relativ flugs. Du brauchst auch nichts mitzubringen und bist in einer kontrollierten Umgebung. Perfekt für einen spontanen Besuch in der Mittagspause, insofern du einen Anbieter in deiner Nähe hast. Dafür kostet jede Anwendung aber auch ihren Preis (im Einzelticket ca. 40 €).

Kältekammer – Frostschock oder Wellness? [Mein Erfahrungsbericht] 3 eisbaden
Eisbaden in eiskaltem Gewässer

Demgegenüber ist Eisbaden (oder Winterschwimmen) kostenlos. Du bist in der Natur und weder an Öffnungszeiten noch Terminbuchungen gebunden. Eisbaden ist allerdings wetterabhängig und du musst auch erst mal eine geeignete Stelle gefunden und bei dir in der Nähe haben. Aufgrund der Risiken ist auch zu empfehlen, immer zu zweit unterwegs zu sein. Außerdem solltest du etwas mehr Zeit mitbringen, um dich langsam an das kalte Wasser heranzutasten.

Für mich persönlich wäre das Eisbaden absolut nichts. Tiefe, dunkle (und dann auch noch kalte) Gewässer machen mir Angst. Zudem müsste ich als Stadtkind auch erst mal eine Weile fahren, bis ich an einem Badesee bin.

FAQ: Fragen und Antworten zur Kältekammer

Denise Ni

Bucket Listerin, Online-Marketing-Enthusiastin und Neu-Mama

Seit 2017 ist Denise begeisterte Bucketlisterin. Auf ihrem Blog berichtet sie in über 130 Beiträgen von ihren eigenen Erlebnissen. Überdies unterstützt sie ihre Leserschaft dabei, eine eigene Bucket List zu erstellen, Bucket List Ideen zu finden und die eigenen Ziele zu erreichen.

Ihre Begeisterung für das Thema spiegelt sich auch in ihren drei Büchern wider, die sie zusammen mit dem Remote Verlag veröffentlichte. Als Bucket List-Expertin war sie bereits zu Gast im SWR 2 Radio und weiteren Print- und Onlinemedien (Über Mich).

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