Opernguideline für Anfänger

Zuletzt aktualisiert: 30. Dezember 2022

Guideline für den ersten Opernbesuch

Was hat dich bislang davon abgehalten, eine Oper zu besuchen? Sind es die gängigen Vorteile (Oper ist langweilig/teuer/elitär) oder die Unsicherheit darüber, wie du dich in der Oper verhalten musst? Bei mir traf beides zu, bis ich es im vergangenen Jahr einfach mal gemacht habe und in die Oper gegangen bin. Man kann ja schlecht etwas beurteilen, ohne live die Erfahrung gemacht zu haben. So schlimm war es übrigens gar. Mittlerweile bin ich sogar Wiederholungstäter.

In diesem Beitrag möchte ich dich neugierig machen, der Oper mal eine Chance zu geben und eine neue Erfahrung zu machen. Damit du für deinen ersten Opernbesuch gut gerüstet bist, gebe ich dir ein paar Tipps mit an die Hand.

Zum ersten Mal in der Oper – Meine persönliche Erfahrung

Wie ist es so schön: Man weiß erst, welche unzähligen Möglichkeiten und Freiheiten einem offen stehen, wenn diese auf einmal nicht mehr zur Verfügung stehen. So geht es mir gerade im Frühjahr 2020, mitten in der Corona-Krise.

Während ich diesen Beitrag schreibe, läuft im Hintergrund va, pensiero aus der Oper Nabucco von Giuseppe Verdi. Dabei genehmige ich mir kein Glas Wein, sondern einen grünen Tee, und träume mich in eine Zeit, in der es wieder möglich ist, Opern, Theater und Musical-Aufführungen zu sehen. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass mir in dieser Situation neben dem Reisen und Sport in der Gruppe, vorrangig die kulturellen Veranstaltungen fehlen, die zuvor bei mir eigentlich viel zu kurz gekommen sind.

Doch genau jetzt denke ich an meine beiden Opernbesuche in Düsseldorf und Essen zurück. Die trubelige Atmosphäre bevor es losgeht, überteuerte Brezeln und Lachsschnittchen und der majestätische Opernsaal, der wohl aus einer Zeit stammt, in der monumentale Opernhäuser das Aushängeschild einer Stadt waren.

Opernhaus von innen
Allein die prächtigen Opernhäuser sind schon einen Besuch wer

Ich mag es in Theaterstücke zu gehen, Musicals sowieso. Doch suche ich mir bei Theaterstücken eher leichtere Stücke aus. Oder anders ausgedrückt: Die Darbietung eines Fitzek-Thrillers, ziehe ich den Leiden des jungen Werthers vor, auch wenn ich Letzteres überraschend gut fand.

Die Handlungen meiner beiden besuchten Stücken, Tosca und Carmen, klingen vielversprechend und würden noch heute Stoff für eine Daily Soap bieten. Bei meiner ersten Oper, Tosca, habe ich (aus meiner Sicht) den Fehler gemacht, mich nicht über die Oper zu informieren. Im Nachhinein wäre zumindest der Blick ins Programmheft, der auf ein Spoilern des Schlusses verzichtet, sinnvoll gewesen.

Von der Handlung habe ich nämlich nur die Hälfte mitbekommen. Zum einen war die Handlung auf Italienisch (deutsche Übersetzung über der Bühne eingeblendet). Zum anderen merkt man der Sprache doch an, dass die Oper im Jahr 1900 geschrieben würde. Hinzu kommt, dass ich mit dem historischen Hintergrund nicht so vertraut war.

Das klingt nach ganz schön vielen Abers (beim zweiten Mal habe ich es dann auch anders gemacht und mir vorher eine grobe Zusammenfassung durchgelesen). Dennoch gab es für mich, trotz einiger Längen, in denen ich mich ehrlicherweise schon gelangweilt habe, Momente, in denen ich ganz bei der Musik war.

Szene aus einer Oper
Einen exzellenten Opernsänger live in der Akustik eines Opernhauses zu hören ist ein einmaliges Erlebnis

Eine Aufnahme oder gar ein YouTube sind Welten davon entfernt, einen exzellenten Opernsänger live in der Akustik eines Opernhauses zu hören. Wenn du schon bei Filmmusik im Kino ergriffen bist, sei gespannt.

Im Nachgang beim Googlen und Wikipedia-Lesen ist mir auch klar geworden: Auch wenn die Opern vor über hundert Jahren geschrieben wurden und die Handlung noch weiter zurückliegt, geht es um unser Leben und um Konflikte und Gedanken, die auch heute noch aktuell sind.

Aber genug zu mir. Werfen wir erst mal einen Blick darauf, was dich (und auch mich) davon abhält, in die Oper zu gehen.

Opernbesuch –  Die gängigen Vorurteile

Ohne eine Oper von innen gesehen zu haben, hast du mit Sicherheit eine genaue Vorstellung davon, was dich erwarten könnte. Mir ging es da nicht anders. Gängige Vorurteile, die ich für mich zum Teil widerlegen konnte:

  • Karten für die Oper sind teuer: teurer als ein Kinoticket allemal, aber günstiger als eine Karte fürs Musical. Es kommt auch stark auf die Platzwahl sein. In der Oper sind die vordersten Plätze auch nicht die besten.
  • Oper ist langweilig: Jein. Ein James Bond Thriller ist sicher spannender und leichter zugänglich. Gib der Oper eine Chance.
  • Elitäres Publikum: Zu diesem Eindruck haben sicher diverse Filme beigetragen, in der die Kleidung in der Oper, der eines Staatsbesuches ähnelte. Mit Jeans und Hemd oder einem einfachen Kleid wirst du heutzutage keineswegs komisch angestarrt.
  • Ich falle bestimmt auf: Siehe oben. Es ist keinesfalls der Fall, das nur ältere, gut betuchte Menschen in die Oper gehen. Bei meinen Besuchen habe ich auch viele Familien und jüngere Leute gesehen.

Damit dein erster Opernbesuch ein Erfolg wird, kannst du dich vorbereiten.

Das wichtigste vorab – So bereitest du deinen Opernbesuch vor

Nach meinen bisherigen Besuchen in der Oper, kann ich dir folgende Tipps mit auf den Weg geben:

Welche Oper eignet sich für Anfänger?

Meiner Meinung nach (so bin ich zumindest vorgegangen) empfiehlt es sich, sich als Anfänger nach dem Geschmack der breiten Masse zu richten und eine der bekannteren Opern zu wählen. Beispielsweise La Traviata, Carmen, Tosca, die Zauberflöte oder die Hochzeit des Figaros.

Eine andere Möglichkeit ist es, eine Oper zu wählen, aus der du bereits eine Arie kennst und magst. Wie wäre es mit Nessum dorma (Turandot), Habanera (Carmen) oder Non più andrai (Figaros Hochzeit)? Auch wenn dir die Title nichts sagen, hör mal rein. Mit Sicherheit kommt dir die Musik bekannt vor.

Nessum Dorma von Luciano Pavarotti
Toreador aus der Oper Carmen

Welcher Sitzplatz ist in der Oper am besten?

Die Rechnung, je weiter vorne, desto besser, muss in der Oper nicht unbedingt stimmen. Eventuell ist die Akustik weiter hinten oder auf einem der Ränge sogar besser. Am besten du informierst dich in einschlägigen Foren über das Opernhaus oder fragst den Mitarbeiter am Ticketschalter, wo er oder sie sich hinsetzten würde.

Wie komme ich an günstige Tickets?

In vielen Städten gibt es besonders günstige Tarife für junge Leute oder Studenten. An meiner Uni konnte man z. B. mit einer Begleitperson kostenfrei in ausgewählte Opern, wenn 10 Tage vor der Veranstaltung noch Karten frei waren.

Opernbesuch vorbereiten oder nicht?

Es muss nicht Carmen, Tosca oder die Zauberflöte sein – auch für die weniger bekannten Stücke sind Zusammenfassungen und Interpretationen nur zwei Klicks entfernt. Doch was soll man als Opernanfänger oder auch routinierter Opernbesucher nun machen? Vorab informieren oder die Oper auch sich wirken lassen?

Beide Varianten haben durchaus ihre Berechtigungsform. Ohne Vorbereitung hast du die Chance, dich ohne Vorbehalte unmittelbar mit dem Stück konfrontieren zu lassen. Bei einem Kinofilm würdest du ja auch nicht die Handlung googeln.

Allerdings ist der Inhalt einer Oper auch nicht so leicht zu erfassen wie bei einer romantischen Komödie. Die Gefahr, dass die Handlung an dir vorbeirauscht, ist hoch.

Meine persönliche Strategie sieht so aus: Ich lese mir vor der Oper eine kurze Zusammenfassung durch, damit ich zumindest eine grobe Ahnung habe was passiert. Nach dem Besuch lese ich mir dann Rezensionen und Interpretationen durch. Für mich die beste Methode.

Was zieht man beim Opernbesuch an?

Die gute Nachricht zuerst: Abendkleid und Smoking sind in der Oper schon lange keine Pflicht mehr. Trotzdem kommen Trekking-Sandalen, Hot Pants und Muskelshirts auch nicht sonderlich gut an, auch wenn dir wahrscheinlich niemand den Eintritt verwehrt.

Die optimale Kleiderwahl liegt demnach irgendwo dazwischen (Ausnahme: Im Programmheft oder auf der Eintrittskarte wird eine Vorgabe gemacht). Mein Eindruck war auch, dass die Kleiderwahl recht gemischt ist. Mit einem schlichten Kleid oder einer ordentlichen dunklen Jeans/Stoffhose mit Hemd/Bluse machst du meiner Meinung nach nichts falsch.

Eine (etwas schickere) Empfehlung findest du hier: https://www.dresscode-guide.de/anlaesse/oper.php

Opernknigge – Diese No Go’s solltest du vermeiden

  • Zu lässige Kleidung: Auch wenn der Dresscode nicht mehr allzu streng ist, ist selbsterklärend, dass Flip Flops und Co. unpassend sind, von du vor majestätischer Atmosphäre auf einem rotgeplüschten Sitz thronst.
  • Zu spät kommen: Zu spät ist zu spät. Da die Sitzreihen in den meisten Opernhäusern sehr eng sind, ist es extrem störend, wenn mehrere Leute aufstehen müssen, damit du deinen Platz in der Mitte erreichst. Vermutlich wirst du mittendrin auch gar nicht reingelassen. Sprich mit dem Personal. Vielleicht ist es möglich einen der Randplätze in den hinteren Reihen, bis zur Pause einzunehmen.
  • Reden, Lachen, aufs Handy starren: Auch wenn dir langweilig ist, du nichts verstehst oder du die hohen Töne und Kostüme zum Lachen findest, reiß dich zusammen. Für nicht wenige Besucher ist die Oper ein sehr emotionales Erlebnis. Stell dir vor, du hörst mit geschlossenen Augen deine Lieblingsmusik und hinter dir kommentiert jemand den Look des Sängers und lacht vor sich hin.

Opernwissen für Anfänger – So kannst du punkten

  • Bekannte Opernhäuser: Arena von Verona, Opera House Sidney, Semperoper Dresden, Metropolitan Opera (New York), Theater La Scala (Mailand), Wiener Oper
  • Die allererste Oper: Als erste Oper der Musikgeschichte gilt die am 6.10.1600 uraufgeführte Oper „Orfeo“.
  • Die beliebteste Oper: Möchtest du einen Tipp abgeben? Eine eindeutige Nr. 1 gibt es allerdings nicht. Je nachdem welcher Liste man folgt, gehören die Zauberflöte, La Traviata und Carmen zu den beliebtesten Stücken.
  • Unterschied Musical: Im Musical wird ein größerer Wert auf die Handlung und den Unterhaltungswert gelegt (also eher Theater + Gesangseinlage). Im Gegensatz zur Oper können mehrere Musikstile zum Einsatz kommen. Das Bühnenbild ist sehr aufwendig gestaltet.
  • Unterschied Operette: Eine Operette ist schon näher an der Oper als ein Musical. Allerdings ist eine Operette eher heiter und unterhaltsam, während in der Oper Dramen und Tragödien präsentiert werden.
semperoper tagsüber
Semperoper in Dresden
Das Opernhaus in Sidney nachts
Opernhaus in Sidney

Mein Plädoyer zum Schluss: Mach eine neue Erfahrung und gib der Oper eine Chance

Du kannst Oper langweilig oder wahlweise steif und überteuert halten. Wie du sicher gemerkt hast, bin ich auch kein leidenschaftlicher Opernfan geworden. Ich bin aber neugierig und immer offen und zugänglich für neue Erfahrung. Ich meine, wie will man sich Meinung über etwas machen, was man nie ausprobiert hat. Danach kannst du es immer noch blöd finden (so erging es mir z. B. mit Golf).

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Denise Ni

Bucket Listerin, Online-Marketing-Enthusiastin und Neu-Mama

Seit 2017 ist Denise begeisterte Bucketlisterin. Auf ihrem Blog berichtet sie in über 130 Beiträgen von ihren eigenen Erlebnissen. Überdies unterstützt sie ihre Leserschaft dabei, eine eigene Bucket List zu erstellen, Bucket List Ideen zu finden und die eigenen Ziele zu erreichen.

Ihre Begeisterung für das Thema spiegelt sich auch in ihren drei Büchern wider, die sie zusammen mit dem Remote Verlag veröffentlichte. Als Bucket List-Expertin war sie bereits zu Gast im SWR 2 Radio und weiteren Print- und Onlinemedien (Über Mich).

6 Kommentare zu „Guideline für den ersten Opernbesuch“

  1. Ich war schon lange nicht mehr in einer Oper. Und da wo ich war, war kein deutscher Text über der Bühne eingeblendet. Lenkt das nicht vom Geschehen auf der Bühne ab? Aber ich gebe zu, die Handlung versteht man dann besser.
    Vielen Dank für die Idee. Macht richtig Lust, mal wieder hinzugehen (wenn man denn wieder darf…)

    David von https://www.photoschmid.com/

    1. Hmm, ich weiß gar nicht mehr so genau. Mich hat eher irritiert, dass ich den französischen Text bei Carmen so halb verstanden habe, und dann war mir das too much das Deutsche dabei zu lesen 😀 Ich denke am besten ist es vorher kurz ins Programmheft zu schauen, dann ist man nicht so auf die Übersetzung angewiesen.
      LG Denise

  2. Wir lieben Sinfonie-Konzerte. Als Kind war ich häufiger mal in einer Opernvorstellung. Eigentlich mochte ich es immer total gerne. Dein Beitrag macht uns Lust auf einen Besuch im Opernhaus.

  3. Liebe Denise,
    Als Schauspielerin Eleve war ich 1999 das erste mal in der Staatsoper in Wien. Ich glaube, es war Parsifal. Ich stand, oben auf dem Balkon mit den Stehplätzen. Im Abendkleid. Es war wunderschön und, wie mein Lehrer mir damals sagte.“ Entweder du liebst die Oper, oder du haßt sie!“ Bei mir wars Liebe auf den ersten Blick. Viele liebe Grüße! Marion

    1. Hallo Marion,
      das war natürlich der perfekte Ort für den ersten Opernbesuch. Die Oper in Düsseldorf ist vielleicht nicht ganz so glanzvoll. Ich kann von mir nicht sagen, dass ich die Oper hasse. Liebe tue ich sie aber auch nicht 😀 Bei mir ist es eher so, dass ich einie Opernstücke immer wieder höre und irgendwann gerne live hören möchte.
      LG Denise

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