Zuletzt aktualisiert: 5. Januar 2024
DNA-Test zur Herkunftsanalyse – Woher stammen meine Vorfahren?
Weißt du, woher deine Vorfahren stammen? Die spanische Großmutter oder den russischen Urgroßvater bekommen wir vielleicht noch hin. Einige glückliche können ihren Stammbaum auch noch weiter zurückführen. Aber wie sieht das Gesamtbild aus? Welche Regionen haben sich vielleicht vor einigen Jahrhunderten in unsere DNA gemischt? Gibt es vielleicht sogar entfernte Verwandte in anderen Erdteilen? Spannende Fragen, die erklären, warum Ahnenforschung und neuerdings auch DNA-Tests so beliebt sind.
Ich muss gestehen, auch ich war neugierig und habe dem Drang nachgeben, auch wenn DNA-Tests zur Herkunftsanalyse nicht ganz unbedenklich sind. Mit überraschendem Ergebnis.
- Warum ich einen DNA-Test gemacht habe?
- Ablauf DNA-Test – Woher kommen meine Vorfahren?
- Mein DNA-Test – Das Ergebnis
- Ahnenforschung für Fortgeschrittene
- Fazit: erste Einblicke und eine Menge Fragezeichen
- DNA-Test nach Hause bestellen
- FAQ – Die wichtigsten Fragen und Antworten zu DNA-Test zur Herkunftsanalyse
- Kritik an DNA-Test
Warum ich einen DNA-Test gemacht habe?
Um es kurzzumachen: Neugierde. Vielleicht erinnert ihr euch auch an das (sehr emotionale) Video, was vor einigen Jahren viral ging. In dem Video geben Menschen aus unterschiedlichen Ländern zunächst Vermutungen ab, woher die eigenen Vorfahren stammen und werden dann (wie ist es anders zu erwarten) allesamt überrascht.
Das Video könnt ihr hier sehen::
Hinzu kam allerdings eine gewisse Portion Skepsis. Kann man wirklich mit einem „günstigen“ Test seine ethnische Herkunft analysieren lassen? Werden die Ergebnisse nicht vielleicht doch zusammengewürfelt? Käme, wenn ich den Test zweimal mache, genau dasselbe Ergebnis raus? Beste Beispiel hierfür ist der Fall von eineiigen Drillingen, die alle ein unterschiedliches Ergebnis erhielten, obwohl sie sich doch eigentlich dieselbe DNA teilen, oder nicht? Die Erklärung hierfür soll allerdings sein, dass die DNA von identischen Zwillingen und Drillingen nur zum Zeitpunkt der Geburt identisch ist und sich im Laufe des Lebens noch ändert.
Hinzu kommt, dass man bei den gängigen Anbietern auch nach Verwandten suchen kann. Hier war ich selbstverständlich neugierig. Man liest ja auch immer, dass DNA-Test einerseits spannende Herkunft-Storys offenbaren, aber auch brisante Familiengeheimnisse lüften.
Na ja, da es diesen Beitrag gibt, hat offensichtlich die Neugierde gesiegt 🙂
Im Folgenden schildere ich euch, wie mein DNA-Test ablief und woher meine Vorfahren den nun kommen.
Ablauf DNA-Test – Woher kommen meine Vorfahren?
Nach kurzer Recherche habe ich mich für den Anbieter myheritage (keine Werbung, selbst bezahlt) entschieden. Zum einen ist die Datenbank recht groß, was von Vorteile wäre, wenn ich doch mal tiefer in die Ahnenforschung einsteigen möchte. Zum anderen gab es gerade ein günstiges Angebot. Also bin ich auf den Marketingtrick hereingefallen und fix bestellt.
Obwohl der DNA-Test aus Israel verschickt wurde, war mein DNA-Kit innerhalb weniger Tage da.
Dann waren aber erst mal andere Dinge wichtiger bzw. war ich wenig motiviert mir die Anleitung zu Gemüte zu führen. Etwas später kam der 1. Lockdown. Homeoffice, Yoga und Fitnessstudio fielen aus und der DNA-Test schafft es meine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen.
Am Ende war es auch gar nicht so „schwer“. Ein Stäbchen an der linken Wange streichen. Ein Stäbchen an der rechten Wange streichen. Fertig!
Jetzt hieß es erst mal warten. Laut Angabe in der Anleitung sogar mehrere Wochen. Ich hatte den Test also schon fast wieder vergessen, als zwei Wochen später eine Mail aufpoppte: „Ihre Ergebnisse sind da“.
Gespannt wie ein Flitzbogen habe ich natürlich sofort auf den Link geklickt und wurde überrascht.
Mein DNA-Test – Das Ergebnis
Natürlich hatte ich eine gewisse Erwartung, was bei dem Test rauskommen könnte, von dem, was ich über meine Großeltern weiß. So war meine Vermutung, dass meine DNA einen Anteil aus dem östlichen Europa sowie Italien hatte. Letzteres vielleicht etwas weniger, da meine blonden Haare und blauen Augen nicht so ganz der typischen Italienerin entsprechen.
Das Ergebnis:
- Ich bin ganze 0 % Italienerin (obwohl mein Opa sogar die italienische Staatsbürgerschaft hatte)
- Osteuropäerin immerhin 12,1 %, dafür 44,7 % (!) Balkanbewohnerin (zumindest in der Nähe von Italien)
- Überraschenderweise stammt aber auch 27,1 % meiner DNA aus Skandinavien, 1,6 % Finnin und 14,5 % aus England (vielleicht hierher die blonden Haare?)
Das war es dann aber auch. Afrika, Amerika, Mittlerer Osten und Ozeanien tragen ganze 0 % zu meiner DNA bei. Alles andere wäre auch unlogisch, da die 100 % ja schon voll sind 🙂
Das Ergebnis war für mich in Teilen überraschend. Skandinavien hätte ich, von dem, was ich über meine Familie weiß, bislang nicht vermutet. Italien hätte ich zumindest zu einem kleinen Anteil vermutet, aber die Balkanregion ist jetzt ja auch nicht unbedingt, weit vom Stiefel entfernt.
Viel spannender war jetzt die Frage, ob sich mithilfe meines DNA-Datensatzes vielleicht weit entfernte Verwandte ausfindig machen lassen. Die Chance hierzu sah ich aber eher als gering an. Schließlich müssten die betreffenden Personen auch einen DNA-Test gemacht haben und dies dann noch beim selben Anbieter.
So war es dann auch. Der einzige halbwegs nahe Verwandte mit einer DNA-Übereinstimmung von immerhin 5 % war ein Cousin meiner Mutter, der auch schon einen Stammbaum erstellt hatte, der in Teilen 5 Generationen zurückgeht.
Ferner bekomme ich beinahe wöchentlich neue Matches aus allen Teilen Europas und der USA angezeigt, mit einer DNA-Übereinstimmung von ca. 0,2 % (d.h. Cousins 5. Grades). Hier bin ich offen gesagt etwas überfordert, zumal ich mit meinem eingeschränkten, kostenlosen Zugriff auch nicht wirklich weit komme. Ich habe etwas den Eindruck, dass mich diese Mails daran erinnern sollen, regelmäßig auf der Seite vorbeizuschauen, um vielleicht endlich mal ein Upgrade vorzunehmen.
Ahnenforschung für Fortgeschrittene
Mit einem kostenpflichtigen Account gibt es die Möglichkeit, noch tiefer einzusteigen. In dem Falle hätte ich Zugriff auf historische Aufzeichnungen wie Volkszählungen, Sterbe- und Geburtsurkunden. Ich habe mich aber entschieden, erst mal nicht weiter in die Ahnenforschung einzusteigen. Zum einen stelle ich mir dies sehr zeitintensiv vor. Zum anderen hat mich ein Call-Center-Mitarbeiter sehr vergrault, der mich anrief und mir ziemlich penetrant ein Upgrade verkaufen wollte.
Fazit: erste Einblicke und eine Menge Fragezeichen
Ohne Frage war es spannend durch den DNA-Test Angaben zur eigenen ethnischen Herkunft zu bekommen. Allerdings hat der DNA-Test auch eine Menge Fragezeichen aufgeworfen. Wie kommt etwa der hohe Anteil skandinavischer DNA zustande? Welcher Familienzweig ist wann nach Mitteleuropa übergesiedelt? Wie kommt es, dass 0 % italienische DNA in mir sind, obwohl ich nahe Vorfahren mit italienischem Pass habe? Wird dieser DNA-Teil vielleicht der nahen Balkanregion zugeordnet? Fragen über Fragen, die mir vielleicht ein tieferer Einstieg in die Ahnenforschung beantworten würde.
Die bisherigen Erkenntnisse waren mir die knapp 50 € wert, auch wenn ich die Ergebnisse mit einer gewissen Skepsis sehe. Mich würde interessieren, ob bei einem erneuten Test bei einem anderen Anbieter das gleiche Ergebnis rauskommen würde. In einigen Foren habe ich nämlich gelesen, dass einige Nutzer bei unterschiedlichen Anbieter oder erneuten Tests zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind.
Allerdings ist für mich an dieser Stelle erst mal Schluss. Mit Sicherheit werde ich in einer Lebensphase mit etwas mehr Ruhe und Zeit, aber auf das Thema Familienforschung zurückkommen.
DNA-Test nach Hause bestellen
FAQ – Die wichtigsten Fragen und Antworten zu DNA-Test zur Herkunftsanalyse
Alle wichtigen Informationen zu DNA-Tests zur Herkunftsanalyse habe ich im Folgenden zusammengefasst:
Wie viel kostet ein DNA-Test?
Die Preise sind je nach Anbieter unterschiedlich, bewegen sich aber in einem ungefähren Rahmen zwischen 49 € und 99 €. Für speziellere Test, die in Deutschland aber meist aus rechtlichen Gründen nicht möglich sind, fällt auch mal eine drei- bis vierstellige Summe an.
Welche Anbieter von DNA-Tests gibt es?
Deutschsprachige Anbieter (nur Herkunftsanalyse):
Andere sind u. a. :
Einen Überblick gibt es hier: http://genwiki.genealogy.net/Anbieter_von_DNA-Genealogie-Tests
Wie läuft ein DNA-Test ab?
Deinen DNA-Test kannst du dir bequem im Internet bestellen. Nach wenigen Tagen erhältst du dein Test-Kit und kannst deine Probe entnehmen. Hierzu streichst du mit einem Wattestäbchen über die Innenseite deiner Wangen und sendet die Probe im beigefügten Umschlag zurück. Dann heißt es warten. Nach einigen Wochen erhältst du eine Mail, dass deine Ergebnisse online abrufbar sind.
Wie lange dauert ein DNA-Test?
Die Dauer hängt vom Anbieter und der bestellten Test-Variante ab. Ich habe auf meinen Test bei myheritage DNA ca. zwei Wochen gewartet. Kommuniziert wurden allerdings drei bis vier Wochen.
Wie funktioniert ein DNA-Test?
DNA-Tests sind weniger genau, als man vielleicht annehmen mag. Alles beruht darauf, dass in bestimmten Weltregionen Merkmale gehäuft auftreten. Die Zuordnung deiner Herkunft basiert auf dem Vorhandensein eben jener Merkmale in deiner DNA. (Achtung Laien-Erklärung)
Wie der Ablauf im Labor ist, erklärt dir das folgende Video sehr viel besser:
Kritik an DNA-Test
Neben den positiven Outputs von DNA-Tests (Neugierde befriedigen, Verwandte ausfindig machen, Message, dass niemand reinrassig ist), gibt es eine ganze Reihe von Kritikpunkten (z. B. 23 Gründe deine DNA nicht zu testen), die ich euch keineswegs vorenthalten möchte.
Gesetzeslage
Während im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Auswertungsmöglichkeiten scheinbar ebenso unbegrenzt sind (z. B. kann man bei 23andme Gesundheitsrisiken ermitteln) ist die Gesetzeslage in Deutschland deutlich strikter. Das Gendiagnostikgesetz verbietet Laien medizinisch relevanten Test zu veranlassen. In Frankreich ist Durchführen von DNA-Test sogar mit einer Geldstrafe belegt (Quelle).
Beispiel eines Erfahrungsberichtes mit 23andme: vice.com
Wissenschaftliche Relevanz
Auch wenn die DNA-Tests gegenteiliges suggerieren: Eigentlich sind wir Menschen gar nicht so unterschiedlich. Lediglich 0,1 % unserer DNA sind unterschiedlich. Die anderen 99,9 % stimmen bei allen Menschen über ein.
Von einigen Quellen werden Stimmen laut, dass solche Tests wissenschaftlich nicht haltbar sind. Insbesondere da die meisten Anbieter einem im Unklaren darüber lassen, wie die Daten zustanden kommen.
Quellen hierzu:
Ethische Bedenken
Jeder, der einen DNA-Test macht, sollte sich bewusst sein, dass die Ergebnisse für die ein oder andere böse Überraschung sorgen könnten. Wer möchte bitteschön über einen Online-DNA-Test erfahren, dass der eigene Vater nicht der leibliche Vater ist.
Weiterhin begründet sich die Identität nicht nur auf der Herkunft der Vorfahren, sondern vielmehr, wo wir aufgewachsen sind und wo wir uns kulturell zugehörig fühlen.
Datenschutz
Gehakte oder verkaufte Daten, Diskriminierung aufgrund der DNA bei Versicherungen, Polizeizugriff – all dies sind berechtigte Einwände, die gegen einen DNA-Test sprechen. Speziell bei Anbietern aus Ländern mit lockeren Datenschutzbestimmungen kann es schnell mal der Fall sein, dass deine DNA-Daten gewinnbringend weiterverkauft werden.
Daher ist es ratsam, sich vor dem Test bei den einzelnen Anbietern über die Datenschutzbestimmungen zu informieren und so wenig Daten wie möglich preiszugeben.
Mehr Informationen zum Datenschutz bei DNA-Tests:
- https://www.dr-datenschutz.de/online-dna-tests-ein-wahrer-datenschutz-albtraum/
- https://www.heise.de/newsticker/meldung/Ancestry-Datenschuetzer-warnen-vor-DNA-Analyse-uebers-Netz-4255398.html
Deine Meinung
Was denkst du nach dem ganzen Input? Bist du neugierig und würdest deine DNA testen lassen oder ist dir das Ganze zu heikel?
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Denise Ni
Bucket Listerin, Online-Marketing-Enthusiastin und Neu-Mama
Seit 2017 ist Denise begeisterte Bucketlisterin. Auf ihrem Blog berichtet sie in über 130 Beiträgen von ihren eigenen Erlebnissen. Überdies unterstützt sie ihre Leserschaft dabei, eine eigene Bucket List zu erstellen, Bucket List Ideen zu finden und die eigenen Ziele zu erreichen.
Ihre Begeisterung für das Thema spiegelt sich auch in ihren drei Büchern wider, die sie zusammen mit dem Remote Verlag veröffentlichte. Als Bucket List-Expertin war sie bereits zu Gast im SWR 2 Radio und weiteren Print- und Onlinemedien (Über Mich).
Ich finde das Thema total interessant, find diese Tests aber auch ein bisschen… zwiespältig…
Ist sicher ganz witzig zum Ausprobieren, aber wie man an deinem Beispiel sieht, dürften sie ja doch sehr ungenau sein 🙂
Alles Liebe
Katii
Von diesen Tests habe ich auch schon oft gelesen! Ich fände es super spannend, meine Herkunft zu recherchieren, herauszufinden, ob da doch was anderes als deutsche Gene in mir sind. Ich wüsste nämlich von keiner Verwandtschaft außerhalb Brandenburgs oder Thüringens. Aber erstens fand ich sie bisher zu teuer … für mal einfach so zwischendurch und zweites, wie du schon schreibst zu unsicher. Wie ermitteln sie die Daten? Stimmt das am Ende auch wirklich? Aber spannend ist es allemal!
Liebe Grüße
Jana