chinesisch lernen ja oder nein

Zuletzt aktualisiert: 21. September 2024

Chinesisch lernen ja oder nein? – Eine Entscheidungshilfe für Unentschlossene

Hast du sonst nichts zu tun“, „das lernst du ja nie“ … Kommentare wie diese entgegnen mir, wenn ich von meiner neusten Freizeitbeschäftigung berichte – ein Chinesisch-Kurs. Es sei den Kommentierenden auch nicht zu verdenken. Immerhin gilt Chinesisch als eine der schwierigsten Sprachen überhaupt. Eine Annahme, die eine Studie der UNESCO bestätigt (nachzulesen zum Beispiel hier).

Dies ist im ersten Moment auch absolut nachvollziehbar. Immerhin verheißen die kunstvoll anmutenden Schriftzeichen schon nichts Gutes.

Warum ich es trotzdem wage und warum das Chinesisch trotz einiger Tücken für strukturenliebende Europäer machbar ist, verrate ich in diesem Beitrag.

Meine Motivation Chinesisch zu lernen

Die Liste der Sprachen, die ich anfing zu lernen, ist lang: Englisch, Latein, Französisch, Spanisch, Polnisch und Russisch. Mir macht es Spaß Länder nicht nur zu bereisen, sondern tiefer einzutauchen. Hierzu gehört für mich neben der Geschichte auch die Sprache.

Mit dieser Aufzählung beabsichtige ich nicht anzugeben. Kann ich auch gar nicht, denn – abgesehen von Englisch – beherrsche ich keine der Sprachen noch so gut, um die Antwort auf die Frage nach dem Weg zu verstehen.

Warum also noch eine Sprache anfangen, statt eine der bisherigen zu vertiefen?

Nun, der Hauptgrund ist ein erfreulicher: mein Sohn. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags misst er kaum einen halben Meter und ist noch weit davon entfernt zu sprechen. Es ist aber davon auszugehen, dass er im Laufe seines Lebens von seinem Vater und seinen Großeltern ein paar Brocken Chinesisch lernen wird. Und da will ich natürlich nicht außen vor sein 😀

Keine Lust, viel zu lesen? – Das Wichtigste in Kürze

– Chinesisch ist die meistgesprochene Sprache weltweit und kann deine Karrierechancen verbessern.
– Die Sprache erfordert ein Umdenken: Tonalität und Schriftzeichen machen sie zu einer Herausforderung.
– Vorteile: Es stärkt deine kognitive Leistungsfähigkeit und ermöglicht tiefere Einblicke in die chinesische Kultur.
– Nachteile: Die Aussprache und das Erlernen von Schriftzeichen erfordern viel Geduld.
– Fazit: Schwer, aber machbar, wenn du bereit bist, die Herausforderung anzunehmen.

5 Gründe Chinesisch zu lernen und 2, die dagegen sprechen

Kommen wir erst einmal zu den Vorteilen:

  1. Chinesisch ist die meistgesprochene Sprache weltweit

Mit rund 900 Millionen Menschen ist Chinesisch die Sprache mit den meisten Muttersprachlern. Du könntest dich theoretisch mit mindestens einem Achtel der Weltbevölkerung unterhalten.

  1. Mit Chinesisch deine Karrierechancen verbessern

Gerade weil chinesisch als eine schwere Sprache gilt und viele Firmen Geschäfte mit China machen, bist du mit ausreichenden Sprachkenntnissen für viele Personaler ein interessanter Bewerber. Außerdem eröffnest du dir Chancen in China leben und arbeiten zu können.

  1. Kulturelle-Barrieren zwischen Deutschland und China abbauen

Die chinesische Gesellschaft unterscheidet sich deutlich mehr von der deutschen Kultur als andere Kulturen. Ein Eintauchen in die chinesische Sprache hilft dir gleichzeitig ein besseres Gespür für die Kultur zu bekommen. ‚
Wenn du mehr über das alltägliche Leben in China lernen willst, empfehle ich dir den Blog Tings Tings Nest.

  1. Das „echte“ China bereisen

Die wenigsten Chinesen außerhalb der großen Städte sprechen Englisch. Du vermeidest es mit Chinesisch-Kenntnissen nicht nur über den Tisch gezogen zu werden, sondern kommst auch viel eher in den Genuss chinesischer Gastfreundschaft.

  1. Chinesisch lernen = Gehirnjogging vom feinsten

Chinesisch lernen bringt deine grauen Zellen ganz schön zum Rotieren. Das Lernen einer neuen Sprache soll positive Effekte auf Konzentration, Erinnerungsvermögen und dein Selbstvertrauen haben.

Einige „Nachteile“ oder besser gesagt „Herausforderungen“ möchte ich euch aber nicht verschweigen:

  1. Chinesisch lernen erfordert ein Umdenken
    Mit Blick auf Sprachfamilien ist das Chinesische allenfalls ein weit entfernter Verwandter des Deutschen. Wenn du schnell Erfolge sehen willst, bist du mit Niederländisch, Spanisch oder Schwedisch besser beraten. Mach dich darauf gefasst, dass Grammatik, Kontext und Struktur des Chinesen so ganz anders sind, als das was du bisher von europäischen Sprachen kennst.
  1. Chinesisch nicht gleich Chinesisch
    Insgesamt gibt es neben Hochchinesisch (Mandarin) neun weitere chinesische Sprachen, die ihrerseits in viele Einzeldialekte zerfallen (nachzulesen bei Wikipedia). 
  1. Du musst eigentlich zwei Sprachen lernen
    Das Gesprochene und das Geschriebene Chinesisch verwenden zwei verschiedene Schriftsysteme. Beide haben keine Verbindung zueinander. Um lesen zu können, muss man eine „zweite Sprache“ lernen, die das Gesprochene in einer ganz anderen Form wiedergibt. Eine Tatsache

Aber genug der Vorrede. Ein Blick auf folgende Merkmale soll dir helfen einzuschätzen, ob Chinesisch lernen, was für dich ist.

Wichtig: Diese Einschätzung basiert auf meinen eigenen Erfahrungen mit dem Chinesischen und anderen Fremdsprachen. Für eine „professionelle“ Beratung solltest du dich an ein Sprachlerninstitut wenden. Außerdem beziehe ich mich hier auf Mandarin.

Auf einen Blick: Merkmale der chinesischen Sprache

Aber genug der Theorie. Schauen wir uns als kleine Entscheidungshilfe die wichtigsten Merkmale des Chinesen an:

Die Wirren der chinesischen Aussprache

Das Schöne an der lateinischen Sprache ist: Es gibt keine komplizierte Aussprache. Dies war der Grund, warum ich erst lange einen Bogen um Französisch gemacht habe. Komplizierte Laute sind einfach nicht mein Ding. Das spanische „r“ kann ich bis heute nicht rollen.

Diese Abneigung gegen alles, was mit Aussprache zu tun hat, hat mich in meiner ersten Chinesisch-Stunde mit aller Wucht wieder getroffen. Ich behaupte, dass die Aussprache so mit das schwierigste Element des Chinesischen ist.

Es gibt für ein und dieselbe Silbe verschieden Optionen sie zu betonen. Dies zu können ist essenziell. Denn mit einer Änderung des Tons (fallend, steigend, gerade, kurvig) geht auch eine Änderung der Bedeutung einher. Ein Konzept, was uns Deutschen völlig fremd ist. So kann die Silbe ma je nach Ton „Pferd“, „schimpfen“, „Mutter“ oder „Hanf“ bedeuten.

Die unterschiedlichen Bedeutungen von "ma" im Chinesischen
Die vier Bedeutungen von „ma“ (Hanf, Mutter, schimpfen und Pferd)

Das Ganze sieht dann so aus: Māmā mà mǎ? (Schimpft die Mutter mit dem Pferd?)

 

Für Anfänger gar nicht so einfach. Du kannst dir sicher vorstellen, dass eine falsche Betonung schnell zu Verwirrung und Belustigung führen kann.

Chinesische Grammatik – Alles easy peasy

Dafür wird es dann bei der Grammatik einfacher. Wer unregelmäßige Verben und Co. zu Schulzeiten verflucht hat, kann sich freuen. Es gibt nämlich weder Deklinationen, Konjugationen, Artikel, Fälle noch unregelmäßige Verben. Die einzelnen Wörter verändern ihre Form nicht. Nicht schlecht, oder?

Um Zeiten oder den Plural auszudrücken, arbeitet das Chinesische mit verschiedenen Partikeln. Auch die Reihenfolge im Satz spielt eine größere Rolle.

Ein einfaches Beispiel: „érzi“ bedeutet sowohl „Sohn“ als auch „Söhne“. Oft kannst du die Unterscheidung sehr gut anhand des Kontextes erkennen. Wenn du zum Beispiel „wò shìérzi“ sagst, bedeutet es auf jeden Fall „Ich bin ein Sohn“. Die Pluralform –ich bin Söhne – würde keinen Sinn ergeben. In anderen Fällen ist es schwieriger, aber hier kannst du dann die Zahl davor nennen (z. B. „Ich habe drei Söhne“).

Der chinesische Wortschatz – eine Wissenschaft für sich

Kommen wir zum Wortschatz. Die schlechte Nachricht ist: Es gibt nur sehr wenige Ähnlichkeiten zur deutschen Sprache. Bei europäischen Sprachen kennen wir es, dass das fremdsprachige Pendant dem deutschen gar nicht mal so unähnlich ist (z. B. „Haus“ und „house“).

Ganz anders im Chinesischen. Die meisten Wörter haben keinerlei Ähnlichkeit mit dem Deutschen. Ausnahme sind einige Wörter, die dem Englischen entnommen sind (Kāfēi = Kaffee, Màikèfēng = Mikrofon, Wéitāmìng = Vitamin).

 

Chinesische Schriftzeichen – Kleine Kunstwerke

Und zu guter Letzt: die chinesischen Schriftzeichen. Dieser Punkt hatte ich mich Vorhinein am meisten abgeschreckt. Schließlich sieht jedes einzelne Zeichen aus, wie ein kleines Kunstwerk.

Chinesische Schriftzeichen üben
Chinesische Schriftzeichen lassen sich am besten mit einer Schreibvorlage üben

Was ich nicht wusste: Es geht auch einfacher. Wie ich schon vorher in diesem Beitrag erwähnte ist die geschriebene Sprache noch mal ein System für sich. Für unsereins – also Chinesisch-Lernende – entwickelte Zhou Youguang die phonetische Umschrift Pinyin. Pinyin stellt die chinesischen Töne mithilfe des romanischen Alphabets dargestellt werden. Das macht das Chinesisch lernen für den Anfang ungleich einfacher.

Dennoch ist es sinnvoll mit der Zeit Schriftzeichen zu lernen, zum Beispiel um chinesische Zeitungen, Speisekarten etc. verstehen zu können. Nach einer Weile wirst du merken, dass es wiederkehrende Elemente gibt, die das Auswendiglernen zumindest etwas erleichtern.

Dass die Schriftzeichen gar nicht so schwer sind, zeigt dieser TED-Talk von ShaoLan Hsueh, der immerhin beachtliche 2,8 Millionen Aufrufe hat.

Deine Möglichkeiten Chinesisch zu lernen

Es gibt den einen Weg Chinesisch zu lernen. Je nach Zeit, Budget und persönlichen Vorlieben stehen dir folgende Optionen offen:

  • Sprachkurs an Uni oder Schule
  • VHS-Kurs
  • Sprachlern-App (z. B. Babbel, Hello Chinese)
  • Sprachaufenthalt in China
  • Tandem lernen mit einem chinesischen Tandem-Partner
  • 1:1 Unterricht bei einem Muttersprachler
  • Selbststudium mit Lehrbüchern oder Online-Kursen

Ich lerne Chinesisch mit einer Kombination aus VHS-Kurs, der Hello Chinese-App und Rückfragen bei Muttersprachlern.

Methoden Chinesisch lernen (geöffnete Hello Chinese App)
Sehr zu empfehlen: Die „Hello Chinese“ App

Wertvolle Tipps zum Lernen der chinesischen Sprache

Im Folgenden habe ich ein paar Tipps zum Lernen der chinesischen Sprache zusammengestellt. Die meisten kannst du auch auf andere Sprachen übertragen. Einige betreffen speziell das Chinesische.

  • Nutze die Hello Chinese-App: Bereits in der kostenlosen Version stehen dir erstaunlich viele Optionen offen. Unter anderem kannst du Schriftzeichen üben oder deine Aussprache trainieren.
  • Lerne mit Muttersprachlern: Allein wegen der feinen Nuancen in der Aussprache ist es sehr sinnvoll, dich zumindest ab und an mit einem Muttersprachler auszutauschen.
  • Besser kurze als lange Lerneinheiten: Du kennst es vielleicht vom Sport. Lieber mehrmals die Woche 15 Minuten investieren, als einmal in der Woche eine Marathon-Einheit. So bleibt dein Gehirn konzentriert und du hast die Gelegenheit das Gelernte zu wiederholen.
  • Löse dich von bekannten Mustern: Leichter gesagt als getan – aber versuche dir immer wieder klarzumachen: Das Chinesische hat keine Verwandtschaft zu europäischen Sprachen. Bekannte Strukturen kannst du nicht einfach übertragen. Chinesisch erfordert ein radikales Umdenken.

Fazit – Chinesisch ist eine schwere Sprache, aber machbar

Um es kurz zu machen: Chinesisch lernen ist nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Wenn du schnell Erfolge sehen willst und dir die Sprache nicht so wichtig ist, bist du besser mit einer europäischen Sprache beraten.

Wenn du aber keine Herausforderungen scheust und aus guten Gründen Feuer und Flamme bist gerade Chinesisch zu lernen, dann wag es. In diese so ganz andere Sprache einzutauchen bringt, die grauen Zellen ordentlich zum Rotieren. Und zu guter Letzt: Wer kann schon von sich behaupten, eine der schwersten Sprachen (für deutsche Muttersprachler) zu lernen.

Weitere interessante Beiträge

Denise Ni

Bucket Listerin, Online-Marketing-Enthusiastin und Neu-Mama

Seit 2017 ist Denise begeisterte Bucketlisterin. Auf ihrem Blog berichtet sie in über 130 Beiträgen von ihren eigenen Erlebnissen. Überdies unterstützt sie ihre Leserschaft dabei, eine eigene Bucket List zu erstellen, Bucket List Ideen zu finden und die eigenen Ziele zu erreichen.

Ihre Begeisterung für das Thema spiegelt sich auch in ihren drei Büchern wider, die sie zusammen mit dem Remote Verlag veröffentlichte. Als Bucket List-Expertin war sie bereits zu Gast im SWR 2 Radio und weiteren Print- und Onlinemedien (Über Mich).

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen